
Nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ging das BIP in Deutschland zum zweiten Mal in Folge zurück. Nach einem Rückgang in 2023 um 0,3 % wird für 2024 mit einem Rückgang um 0,2 % gerechnet. Die Bruttowertschöpfung im Bau verlor überproportional um 3,8 %. Die Bauinvestitionen gingen um 3,5 % zurück.
Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im Jahr 2024 nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes um 0,2 % gegenüber dem Vorjahr gesunken. Die Wirtschaftsleistung sank damit im zweiten Jahr in Folge. Dies war seit der Wiedervereinigung bisher nur in den Jahren 2002 und 2003 der Fall. Das BIP lag im Jahr 2024 nur noch 0,3 % höher als vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019.
Das Statistische Bundesamt verweist auf ein Umfeld konjunktureller und struktureller Belastungen. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Verarbeitenden Gewerbes geriet weiter unter Druck. Dazu trugen die immer noch hohen Energiekosten bei. Ein erhöhtes Zinsniveau und unsichere wirtschaftliche Aussichten hemmten auch die Investitionen in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge. Die Bauinvestitionen wurden zusätzlich durch weiterhin hohe Baupreise belastet. Darüber hinaus hielten sich die privaten Haushalte trotz steigender Einkommen mit Käufen zurück, auch aus Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung.
Im Baugewerbe (Bauhauptgewerbe und Ausbau) nahm die Bruttowertschöpfung 2024 gegenüber dem Vorjahr mit -3,8 % noch etwas stärker ab als im Verarbeitenden Gewerbe.
Die Bauinvestitionen gingen im Jahr 2024 preisbereinigt insgesamt um 3,5 % gegenüber dem Vorjahr zurück. Die nichtstaatlichen Bauinvestitionen (Wohnungsbau und Gewerbebau) sanken mit -4,3 % dabei noch deutlicher und zum vierten Mal in Folge. Nach Einschätzung des Statistischen Bundesamtes wirkten sich hierbei die hohen Baukosten weiterhin negativ auf die Investitionstätigkeit aus: Obwohl die Preisanstiege im Jahr 2024 nachließen, blieben die Baupreise auf einem sehr hohen Niveau. Seit dem Jahr 2019 legten sie um gut 40 % zu. Besonders gebremst wurde der Wohnungsbau mit einem preisbereinigten Rückgang um 5,0 %. Auch die Investitionen in Gewerbehochbauten, zum Beispiel Fabriken oder Bürogebäude, nahmen im Vorjahresvergleich ab (-3,3 %). Die öffentlichen Bauinvestitionen, im Wesentlichen Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen der öffentlichen Infrastruktur, waren dagegen positiv (+1,4 %). Die Modernisierung und der Neubau von Straßen, Bahnverkehrsstrecken und Leitungen führten zu einem Plus im Tiefbau von ca. einem Prozent, die öffentlichen Hochbauinvestitionen stiegen um 2,3 %.
Das Statistische Bundesamt verweist auf einen neuen Beschäftigungshöchststand der Erwerbstätigkeit: Im Jahresdurchschnitt 2024 waren 46,1 Millionen Menschen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig. Damit wurde der Vorjahreswert nochmals um 72 000 Erwerbstätige (+0,2 %) übertroffen und ein neuer Beschäftigungshöchststand erreicht. Der Anstieg resultierte erneut aus einer höheren Erwerbsbeteiligung der inländischen Bevölkerung und mehr zugewanderten Arbeitskräften. Mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 wuchs die Erwerbstätigenzahl damit seit 2006 durchgängig. Bereits seit Mitte 2022 verlor der Beschäftigungsaufbau aber deutlich an Dynamik und kam gegen Ende des Jahres 2024 zum Erliegen.
Dabei ist der Beschäftigungsaufbau allein auf die Dienstleistungsbereiche zurückzuführen. Außerhalb der Dienstleistungsbereiche nahm die Beschäftigung ab: Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) sank die Erwerbstätigenzahl 2024 um 0,6 %. Im Baugewerbe endete mit einem Rückgang um 1,1 % gegenüber dem Vorjahr der seit dem Jahr 2009 andauernde und nur im Jahr 2015 unterbrochene Aufwärtstrend.
Bei den Einnahmen des Staates verweist das Statistische Bundesamt auf einen Zuwachs bei den LKW-Mauteinnahmen um 16 %; zum einen aufgrund des CO2-Zuschlags ab Dezember 2023, zum anderen wegen der Ausweitung der Mautpflicht auf alle Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen ab Juli 2024.
Bewertung
Die Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zur Bruttowertschöpfung im Baugewerbe zeigen das fünfte Jahr in Folge einen realen Rückgang. Damit liegt die Wertschöpfung im Baugewerbe in 2024 um real 18 % unter dem Niveau von 2020. Ein derartiger Rückgang ist in keinem weiteren Wirtschaftsbereich zu konstatieren. Damit konnte die Bauwirtschaft die wirtschaftliche Entwicklung ein weiteres Mal nicht stützen. Das macht deutlich, dass die investiven Rahmenbedingungen für die Bautätigkeit deutlich verbessert werden müssen, um den Baubedarfen im Wohnungsbau und bei der Infrastruktur Rechnung zu tragen.
Die für die jüngste Entwicklung im Baugewerbe vom Statistischen Bundesamt angeführten Faktoren, wie die Zins- und Preisentwicklung, haben maßgeblich gerade auch auf die Umsatzentwicklung im Bauhauptgewerbe gewirkt. Der erkennbare erstmalige Rückgang in der Beschäftigung im Baugewerbe (Bauhauptgewerbe und Ausbau) seit 2008 konterkariert den eigentlich notwendigen weiteren Kapazitätsaufbau zur Bewältigung des Abbaus des Investitionsstaus im Wohnungsbau und der Infrastruktur. Parallel dazu haben auch die Insolvenzen im Baugewerbe weiter zugenommen.
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