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17.12.2024
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Ergebnisse der Herbstumfrage: Bauwirtschaft bleibt im Spannungsfeld von Auftrags- und Fachkräftemangel

An der gemeinsam mit dem ZDB durchgeführten Herbstumfrage 2024 haben sich insgesamt 1.642 Unternehmen beteiligt. Wir bedanken uns recht herzlich bei allen, die sich die Zeit genommen und an der Umfrage mitgewirkt haben. Wir stellen die Ergebnisse im Detail vor.

Struktur der Umfrage und der teilnehmenden Unternehmen

Gut die Hälfte der Unternehmen ist schwerpunktmäßig im Hochbau tätig, nahezu 20 % im Hoch- und Tiefbau, ca. 12 % im Tiefbau. Dem Ausbau rechnen sich knapp 20 % der Teilnehmer zu.

Etwa ein Drittel der Unternehmen erwirtschaften ihre Umsätze ganz überwiegend im Neubau, etwa ein Drittel überwiegend im Bestand und ebenfalls ein Drittel sowohl mit Neubau- als auch Bestand.

Etwa zwei Drittel der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen haben weniger als 20 Beschäftigte, etwa ein Drittel haben 20 und mehr Beschäftigte. Die Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten sind damit gegenüber der Grundgesamtheit der Bauunternehmen im Bauhauptgewerbe in Deutschland etwas überrepräsentiert. Im Bauhauptgewerbe in Deutschland haben ca. 90 % der Betriebe weniger als 20 Beschäftigte.

Die Struktur der teilnehmenden Unternehmen der Umfrage und die Verteilung ihrer Geschäftsfelder hat sich damit kaum gegenüber vorherigen Umfragen verändert. Da auch die Fragenstruktur erhalten geblieben ist, können die Ergebnisse mit vorherigen Umfrageergebnissen verglichen werden.

Beurteilung der Geschäftslage und Geschäftserwartungen

Die Hälfte der Unternehmen bewertet ihre Geschäftslage mit „Schlecht“, nur 13 % votieren mit gut, dabei fallen die Wertungen im Wirtschaftsbau mit 8 % Gut-Wertung und 6,5 % im öffentlichen Hochbau noch einmal ab. Der Saldo zur Geschäftslage liegt insgesamt um 7 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.

Die besten Lagebeurteilungen werden derzeit noch im sonstigen Tiefbau (Tiefbau ohne Straßenbau) und im Ausbau gemeldet. Hier melden jeweils ca. 80 % der Unternehmen eine gute oder zumindest befriedigende Geschäftslage.

Die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung für die kommenden 6 Monate fallen verhalten aus. Gut die Hälfte der Unternehmen sieht zumindest eine fortgesetzt gleiche oder bessere Geschäftsentwicklung, fast die Hälfte der Unternehmen erwartet jedoch auch eine noch schlechtere Entwicklung. Gemessen an der vorjährigen Umfrage ist das sogar eine relative Verbesserung. Dies ist insbesondere auf die veränderte Beurteilung der Aussichten im Wohnungsbau zurückzuführen. Haben im letzten Jahr noch 70 % der Unternehmen eine negative Erwartungshaltung für die kommenden Monate geäußert, sind es jetzt „nur noch“ knapp 50 % der Unternehmen. Während die Erwartungen hier im letzten Jahr noch vom Blick ins Tal gezeichnet waren, ist dieses jetzt offensichtlich erreicht. Die Datenlage stützt diese Sichtweise: Das Genehmigungsverlangen ist offensichtlich „unten angekommen“. Zuletzt wurden monatlich noch für ca. 17.000 Wohneinheiten (WE) Genehmigungen erteilt.

Das schwierige Bild der Lagebeurteilung und der Erwartungen wird maßgeblich durch die Auftragslage gezeichnet. Die Werte zu einer guten Beurteilung der Auftragsbestände haben gegenüber den vorherigen Meldungen weiter nachgegeben: Nur noch ca. 10 % der Unternehmen melden gute Bestände. Im Frühjahr 2024 waren es noch 13 % der rückmeldenden Unternehmen. Etwa zwei Drittel der in den hochbaulastigen Bausparten, im Wohnungsbau und im Wirtschaftsbau, tätigen Unternehmen melden zu kleine Auftragsbestände. Besonders schlecht fallen die Urteile zum öffentlichen Hochbau aus, wo 75 % der Unternehmen über zu geringe Auftragsbestände klagen. Im Tiefbau und im Ausbau meldet gut die Hälfte der Unternehmen, über gute oder zumindest ausreichende Auftragsbestände zu verfügen.

Nachfragesituation und Geräteauslastung

Die Reichweite der Auftragsbestände hat sich in den Hochbausparten auf niedrigem Niveau bei 11 bis 13 Wochen stabilisiert. Im Tiefbau halten die Reichweiten im Vergleich zum Vorjahr bei 13 bis 14 Wochen, ebenso wie im Ausbau.

Unter der schwachen Auftragslage hat die Geräteauslastung im Vergleich zum Vorjahr weiter nachgegeben. Im Ausbau werden noch 58 % erreicht, nach 60 % im Vorjahr. Im Tiefbau gehen die Werte von 63 % auf 62 % und im Hochbau von 59 % auf 58 % zurück. Im Herbst 2022 lagen die Werte noch bei 65 % bis 66 %.

Umsatzentwicklung

Die Umsatzentwicklung für 2024 wird per Saldo rückläufig erwartet. Etwa 40 % der Unternehmen rechnen damit, in 2024 höhere oder zumindest unveränderte Umsätze wie 2023 eingefahren zu haben. Etwa 60 % der rückmeldenden Unternehmen gehen jedoch von verringerten Umsätzen aus. Auch hier wird die zweigeteilte Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe deutlich: Im Tiefbau und im Ausbau sehen gut die Hälfte der Unternehmen mindestens unveränderte Umsätze, im Wohnungs- und Wirtschaftsbau sind dies nur ein Drittel der Unternehmen.

Etwas optimistischer schauen die Unternehmen auf das Jahr 2025. Knapp die Hälfte der Unternehmen – ca.  46 % – hoffen auf unveränderte oder wieder steigende Umsätze. Entsprechend gut die Hälfte der Unternehmen erwartet das eher nicht. Auch hier ist der Optimismus im Tiefbau und im Ausbau erkennbar höher als in den hochbaulastigen Bausparten.

Kapazitätsentwicklung: Beschäftigung und Investitionen

Der Kapazitätsaufbau im Bauhauptgewerbe ist seit dem letzten Jahr ins Stocken geraten. Die Umsatzrückgänge der letzten Jahre schlagen zunehmend auf die Bereitschaft durch, neu Beschäftigte einzustellen bzw./und zu investieren.

Beschäftigte und Lehrlinge

Die nun schon mehrjährig anhaltende Auftragsschwäche im Bauhauptgewerbe bremst den Kapazitätsaufbau bei der Beschäftigung aus. War der Beschäftigtenaufbau im letzten Jahr zum Erliegen gekommen, schaffen es die Unternehmen erstmalig seit 2008 nicht mehr, den Beschäftigtenstand zu halten. Das zeigt sich auch bei der Umfrage. Ca. 34 % der Unternehmen melden einen Beschäftigtenrückgang, nur gut 10 % haben zusätzliche Beschäftigte eingestellt.

Für 2025 fällt der Saldo nicht mehr so deutlich aus: Gut 17 % der Unternehmen sehen sich veranlasst, den Beschäftigtenstand weiter zu reduzieren, gut 13 % wollen ihn erhöhen.

Auch die Zahl der Lehrlinge wurde in 2024 nicht gehalten. Gut 30 % der Unternehmen melden hier einen Rückgang, gut 16 % haben mehr Lehrlinge an Bord genommen. Für 2025 ist der überwiegende Teil der Unternehmen optimistisch, wieder mehr Lehrlinge einzustellen. Gut 80 % der Unternehmen wollen die Anzahl der Lehrlinge halten (57,3 %) oder erhöhen (23,5%). Knapp die Hälfte der Unternehmen berichtet weiter von unbesetzten Ausbildungsplätzen.

Es sind zwei Faktoren, die die Bauunternehmer an einer hohen Ausbildungsbereitschaft festhalten lassen – die demografischen Herausforderungen, die die Belegschaften altersbedingt sinken lassen und „erneuert“ werden müssen einerseits – und die potentiell hohen Baubedarfe andererseits. Ob Infrastruktur oder Wohnungsbau, der Neubau- und Sanierungsbedarf ist hoch.

Investitionen in Maschinen, Geräte und Digitalisierung

Der Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionen in Geräte und Maschinen in 2024 ausgebaut oder zumindest gehalten haben, ist noch einmal gesunken – auf 57 % (Vorjahr 60 %). Etwa 14 % der Unternehmen haben dabei ihre Investitionsbudgets erhöht, etwa 43 % haben die Budgets gehalten. Diese dürften in erster Linie in Bestandsersatz geflossen sein. Auch in 2025 wollen knapp 60 % der Unternehmen ihre Investitionen in Maschinen und Geräte aufstocken bzw. halten. Der Anteil der Unternehmen, der aufstocken will, halbiert sich allerdings auf ca. 6 %.

Bei der Digitalisierung halten in 2024 und 2025 etwa 70 % der Unternehmen ihre Investitionsbudgets aufrecht, auch wenn der Anteil der Unternehmen, die mehr investieren wollen, zurückgeht.

Einkaufs- und Verkaufspreise

Die Entwicklung der Einkaufspreise sehen die Unternehmen aktuell und in den kommenden Monaten ganz überwiegend mit leicht steigender Tendenz. Das Preisniveau wird bei vielen Einkaufsprodukten weiterhin als hoch charakterisiert. Das trifft insbesondere auf erdölbasierte Produkte wie Bitumen aber auch auf energieintensive Produkte wie Beton und Zement zu. Das bestätigt auch die Entwicklung der Erzeugerpreisindizes.

Die Verfügbarkeit von Einkaufsprodukten ist im hohen Maße gegeben. Einzig bei Baumaschinen meldet ein Viertel der Unternehmen lange Lieferfristen.

Wegen steigende Materialpreise sieht sich ein Drittel der Unternehmen auch gezwungen, ihrerseits die Preise für Bauleistungen weiter anzupassen. Etwa 13 % der Unternehmen sehen steigenden Wettbewerbsdruck infolge der nachlassenden Nachfrage im Hochbau und planen Preissenkungen. Gut die Hälfte der Unternehmen geht davon aus, die Baupreise zu halten.

Behinderung der Bautätigkeit

Wie bereits im Vorjahr bleibt der Auftragsmangel der herausragende Baubehinderungsgrund. Der Wert ist sogar noch einmal gestiegen von knapp 60 % auf 62 %. Dabei liegt der Wert, der von den Tiefbauunternehmen zum Auftragsmangel zurückgemeldet wird, „nur“ bei 40 %.

An zweiter Stelle rangiert weiter der Fachkräftemangel mit knapp 50 % der Rückmeldungen. Für die Tiefbauunternehmen ist es der wichtigste Baubehinderungsgrund, über 60 % von ihnen haben hier „ein Kreuz gemacht“.

Verzögerungen bei Baugenehmigungen sehen über 40 % der Bauunternehmen auf Platz drei der Baubehinderungsgründe, dicht gefolgt von Finanzierungsschwierigkeiten wegen unzureichender Förderung (Platz 4) oder restriktivem Bankenverhalten (Platz 6).

Ein hoher Krankenstand hindert die Unternehmen, ihre Aufträge zügig abzuarbeiten (Platz 5). Über die Hälfte der Unternehmen hat in den letzten Jahren einen steigenden Krankenstand im Unternehmen zu verzeichnen. Hauptursächlich dafür ist nach Ansicht von zwei Drittel der Unternehmen ein mentaler Wandel in der Gesellschaft. Die Möglichkeit einer telefonischen Krankschreibung forciert nach Ansicht etwa der Hälfte der Unternehmen eine häufigere Kranschreibung. Gut ein Drittel der Unternehmen sieht ein vermehrtes Krankheitsaufkommen.

Kurzarbeitergeld und Kündigungen

Vor dem Hintergrund der Nachfrageschwäche hatten wir auch nach Konsequenzen im Hinblick auf die Beschäftigung gefragt. Demnach haben in 2024 ca. 21 % der Unternehmen von Kurzarbeit Gebrauch gemacht. Knapp ein Drittel der Unternehmen befürchtet, davon in 2025 noch Gebrauch machen zu müssen. Gut ein Drittel der Unternehmen sieht sich davon nicht betroffen. Für gut 40 % der Unternehmen ist dies noch nicht absehbar. Gar betriebsbedingte Kündigungen aussprechen zu müssen, befürchten 12 % der Unternehmen. Knapp zwei Drittel der Unternehmen erwarten das nicht.

Nachhaltigkeitsnachweise

Ab dem Geschäftsjahr 2025 sind Banken und große Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern, 50 Mio. Euro Umsatz und/oder 25 Mio. Euro Bilanzsumme verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Dennoch wird es auch für KMU immer wichtiger, darzulegen, wie nachhaltig sie agieren. Denn ihre Banken, Versicherungen und Auftraggeber müssen selbst entsprechende Nachweise erbringen. Wir haben daher zum Stand der Nachweiserbringung bei Banken und Kunden gefragt.

Nach den Rückmeldungen hat die Nachweiseinforderung gerade erst begonnen und betrifft vorrangig noch große Unternehmen. So berichten bisher nur 13 % der Unternehmen, von Banken zu entsprechenden Nachweisen aufgefordert worden zu sein. Forscher ist die öffentliche Hand unterwegs. So berichten hier 17 % der Unternehmen bei Aufträgen der öffentlichen Hand entsprechende Nachweise erbringen zu müssen. Bei gewerblichen Aufträgen kommt das in 11 % der Fälle zum Tragen. Nachweise gegenüber der Bank werden überwiegend über entsprechende bankenspezifische Fragebögen erbracht.

Empfang E-Rechnungen

Ab dem 1. Januar 2025 müssen alle Unternehmen und Selbstständige E- Rechnungen empfangen können. (Die E-Rechnung wird im B2B- Bereich als verbindliches Format eingeführt. Gleichzeitig dürfen deutsche Unternehmen für die Jahre 2025 und 2026 noch Rechnungen auf Papier erstellen.) Vor diesem Hintergrund haben wir nach dem Vorbereitungsstand bei den Unternehmen gefragt.

Knapp zwei Drittel der Unternehmen sind mit Stand Ende November 2024 darauf vorbereitet E-Rechnungen empfangen zu können, knapp 30 % der Unternehmen sind es noch nicht, knapp 10 % haben zu dieser Frage keine Angaben gemacht.

Ihr Ansprechpartner

Markus Geiser

Betriebswirtschaft

Telefon: 069 / 958 09-170
E-Mail: geiser@bgvht.de

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