Image
04.12.2023
Pressemitteilungen

Günstiger Bauen: Staatliche Kostentreiber beim Wohnungsbau verringern, Bauvorschriften auf den Prüfstand stellen – gemeinsame Pressemitteilung

Die hessische Wirtschaft fordert eine Deregulierung bei Bauen, Mieten und Wohnen, damit mehr neue Wohnungen gebaut werden können, so dass der Wohnungs­mangel abgemildert wird und hessische Unternehmen leichter neue Mitarbeiter finden. Die zentrale Forderung ist, staatliche Kostentreiber beim Wohnungsbau zu verringern, Bau­vorschriften auf den Prüfstand zu stellen und Verfahren für Baugenehmigungen und Bebauungspläne deutlich zu beschleunigen.

Derzeit sinkt die Zahl der Baugenehmigungen, während Baukosten und Zinsen für Wohnungskredite hoch bleiben. Welchen Beitrag die zukünftige Landesregierung sowie Bund und Kommunen zur Deregulierung leisten können, damit wieder mehr Wohnungen gebaut werden, haben die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) und Akteure der Bau- und Immobilienwirtschaft heute in einer Pressekonferenz in Wiesbaden aufgezeigt.

Zur Pressekonferenz im Hessischen Landtag stellten sich (v.l.n.r.): Thomas Meyer, Thomas Reimann, Ralf Werner und Dr. Burkhard Siebert den Fragen der Medienvertreter

Thomas Reimann, VhU-Vizepräsident, Präsident des Verbandes baugewerblicher Unter­nehmer Hessen und Vorstandsvorsitzender der ALEA Hoch- und Industriebau AG aus Frankfurt, sagte: „Seit 2021 ist der Baupreisindex in Hessen um fast 25 Prozent gestiegen, die Baugenehmigungen sind in der gleichen Zeit um 30 Prozent zurückgegangen. An den ebenfalls hohen Bauzinsen kann die Politik wenig ändern. Um günstiger zu bauen, müssen Vorschriften im Wohnungsbau auf ein erträgliches Maß gesenkt werden. Dann können auch die Neuvertragsmieten wieder sinken. Kaltmieten von 18 Euro pro Quadratmeter sind vielerorts kaum bezahlbar.“

„Vom neuen Koalitionsvertrag erwarten wir, dass sich CDU und SPD auf eine Überprüfung von Bauvorschriften verabreden. Hessen braucht einen Prozess, um die strukturell hohen Baukosten anzugehen. Denn günstiger Bauen und Wohnen wird nur durch eine Struktur­reform und weniger Vorschriften gelingen“, so Reimann. Darin, dass auf Bundesebene viele Förderprogramme gestoppt wurden, sieht Reimann auch eine Chance. An der seit Langem nötigen Strukturreform führe für ihn kein Weg mehr vorbei.

Dr. Burkhard Siebert, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverband Hessen-Thüringen e.V. kritisierte den bürokratischen Aufwand bei öffentlichen Vergaben: „Schon im Stadium der Ausschreibungen der öffentlichen Hand muss der Bieter allerhand Unterlagen für sich selbst, aber auch für etwaige Nachunternehmer vorlegen. Bieter, Nachunternehmer und die Vergabestelle werden so mit unnötiger Bürokratie belastet, obwohl noch gar nicht feststeht, ob der Bieter den Auftrag bekommt. Es wäre eine immense Erleichterung für Unternehmen und Verwaltung gleichermaßen, wenn Bieter erst nach dem Vergabezuschlag so genannte Verpflichtungserklärungen ihrer Nachunternehmer beibringen müssten.“

Ralf Werner, Geschäftsführer Instone Real Estate Development GmbH in Frankfurt und stellvertretender Vorsitzender des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungs­unternehmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland, sagte: „Auf Nachschärfungen kommunaler Regelungen wie für den sozialen Wohnungsbau muss verzichtet werden. Allen voran sollte es keine Verschärfung des Frankfurter Baulandbeschlusses geben. Es wäre widersinnig, wenn der Bund mit der degressiven AfA steuerliche Anreize für den Wohnungsbau setzt und Kommunen eine Erhöhung der Sozialwohnungsquote nicht ausschließen, wodurch Inves­toren zusätzliche Kosten drohen. Außerdem sollten Kommunen ihre Stellplatzsatzungen kritisch überprüfen. Zu hohe Stellplatzvorgaben belasten gerade die Mieter von Sozialwohnungen besonders.“

Thomas Meyer, Geschäftsführer Karampour + Meyer Architekten PartmbB in Kassel, warb bei den Themen Brandschutz und Barrierefreiheit für mehr Pragmatismus: „Beim Brand­schutz sollten alle Ansätze zur Erleichterung geprüft werden, ohne die Sicherheit zu gefähr­den. Warum ist in Bayern ein Fenster von 0,6 mal 1 Meter als zweiter Rettungsweg ausreichend, während in Hessen 0,9 mal 1,2 Meter vorgeschrieben sind? Brandschutz­vorschriften sollten vereinheitlicht werden.“

Außerdem wünscht sich Meyer, dass im Baugenehmigungsverfahren auf „zeitraubende Mehrfachprüfungen“ beim Brandschutz verzichtet wird. Häufig prüften sowohl kommunale Bauaufsicht, Brandschutzdienststelle bei der Feuerwehr und Brandschutz-Prüfsachverstän­diger, ob ein Bauvorhaben den Brandschutzvorschriften entspricht. „Ein Verzicht auf auf­wendige Mehrfachprüfungen beim Thema Brandschutz würde die Erteilung von Baugenehmigungen vereinfachen und beschleunigen“, so Meyer.

Auch bei dem sensiblen Thema des barrierefreien Bauens sollte der Landesgesetzgeber die Bauvorschriften auf den Prüfstand stellen. Neben überdimensionierten Bewegungsflächen, langen Rampen und der Elektrifizierung von Türen stünden Vorgaben für barrierefreien Bauen in Konflikt mit anderen Bauregeln: „Terrassen oder Balkone von barrierefreien Woh­nungen müssen laut HBO schwellenlos erreichbar sein. Das lässt sich jedoch wegen Schall- und Feuchteschutzes kaum umsetzen“, sagte Meyer.

Ihre Ansprechpartnerin:

Lena Brucato

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Telefon: 069 / 9 58 09-222
E-Mail: brucato@bgvht.de

Ähnliche Beiträge

05.12.2024
Startseite

Baugewerbe veröffentlicht Wahlforderungen: Neustart in der Baupolitik gefordert

Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) hat im Hinblick auf die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 klare Forderungen für …
28.11.2024
Digitalisierung

Online-Digitalisierungswerkstatt 2025/26 „Künstliche Intelligenz – neuer Problemlöser im Handwerk“

Sie möchten wissen, wie Sie Künstliche Intelligenz (KI) sinnvoll in Ihrem Unternehmen einsetzen können? Die Digitalisierungswerkstatt KI startet …
28.11.2024
Allgemein

Jetzt anmelden zum Winterwochenseminar 2025

Zielgruppe Unternehmer, Handwerksmeister, Geschäftsführer und Führungskräfte Themen/Inhalte Sonntag, 16.03.202519:00 Uhr Begrüßung im HotelMontag, 17.03.2025Schweben statt im Stau stehen: …
27.09.2024
Pressemitteilungen

Gemeinsame Pressemitteilung: Bauwirtschaft als Konjunkturmotor

Handwerk und Baugewerbe warten auf Impulse Die Bauwirtschaft ist ein wesentlicher Konjunkturmotor und hat entscheidenden Einfluss auf die
24.09.2024
Pressemitteilungen

Baugewerbe fordert Brückenbauinitiative

Ein „Weiter-So“ darf es nicht mehr geben Viel zu lange wurde der alarmierende Zustand der deutschen Schieneninfrastruktur, allen
04.09.2024
Pressemitteilungen

Bürokratie bremst Wohnungsneubau und Sanierung – Novelle der Hessischen Bauordnung längst überfällig

Verbändebündnis Impulse für den Wohnungsbau seit zehn Jahren aktiv Seit zehn Jahren setzt sich die Initiative „Impulse für