Image
01.10.2024
Allgemein

Talsohle bei Bauinvestitionen in Sicht – Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2024

Nach der Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2024 hatten die Forschungsinstitute die Bauinvestitionen für 2024 gegenüber 2023 bei real minus 2,2 % veranschlagt und damit vier Jahre hintereinander im Rückwärtsgang gesehen. Für 2025 war dann ein realer Anstieg um ein Prozent prognostiziert worden. Nach der aktuellen Prognose rechnen die Institute nun mit einem realen Rückgang der Bauinvestitionen in 2024 gegenüber 2023 um 3,6 %. Auch für 2025 wird nun mit einem weiteren Rückgang um 0,3 % gegenüber 2024 gerechnet. Die Nachfrage nach Bauinvestitionen hätte somit fünf Jahre in Folge nachgelassen. Das Niveau der Bauinvestitionen würde unter dem Niveau des Jahres 2011 verharren.

Für 2026 prognostizieren die Institute eine deutliche Belebung in allen Bausparten, sodass mit einem realen Zuwachs um 2,7 % gegenüber 2025 gerechnet wird. Damit würde das Vorkrisenniveau von 2020 aber immer noch um gut 40 Mrd. Euro verfehlt (minus 11%).

Konjunkturentwicklung insgesamt

Die Konjunkturentwicklung in Deutschland tritt auf der Stelle und dies im Grunde schon seit 2017. Seither erreicht das Bruttoinlandsprodukt real Werte zwischen 3,5 und 3,6 Billionen Euro. Für 2024 wird mit einer Stagnation bei minus 0,1 % gerechnet. Nach Darstellung der Institute sind es strukturelle Herausforderungen deren Bewältigung Deutschland Wirtschaftswachstum kostet. Dazu rechnen die Institute die Dekarbonisierung, den demografischen Wandel und auch den globalen Wettbewerb, in dem Deutschland nicht mehr so erfolgreich agiert, wie in den Jahrzehnten zuvor.

Die sich überlagernden Wirkungen von Strukturwandel und konjunktureller Flaute zeigen sich vor allem im Verarbeitenden Gewerbe. Betroffen sind insbesondere die Investitionsgüterhersteller und die Produktion in den energieintensiven Industriezweigen. Ihre Wettbewerbsfähigkeit leidet unter den gestiegenen Energiekosten.

Konjunkturell belastet Deutschland vor allem das immer noch hohe Zinsniveau und die gestiegenen wirtschafts- und geopolitische Unsicherheiten. Dieses Umfeld schlägt auf die Investitionstätigkeiten der Unternehmen und die Anschaffungsneigung der privaten Haushalte zurück. Das trifft namentlich auch die Bauinvestitionen, die bisher die Talsohle noch nicht durchschritten haben.

Mit einer schwungvollen Erholung der deutschen Wirtschaft rechnen die Institute im Prognosezeitraum bis 2026 nicht, da die strukturellen Anpassungsprobleme fortbestehen. Die Wachstumsraten des BIP werden für 2025 mit real +0,8 % und in 2026 mit +1,3 % veranschlagt. Getragen werden soll die schmalspurige Erholung vor allem vom privaten Konsum. Allerdings hatten die Institute diese Wirkung aus den Lohnerhöhungen schon deutlich früher erwartet. Da dies nicht durchgeschlagen hat, ist die BIP-Prognose für 2024 von +0,1 % auf -0,1 % korrigiert worden.

„Die erhoffte Belebung blieb aber trotz kräftig gestiegener real verfügbarer Einkommen aus. Die privaten Haushalte legten ihre Einkommen vermehrt auf die hohe Kante, statt sie für Konsumgüter auszugeben. Das lag wohl vor allem an der zunehmenden Verunsicherung über wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und vermehrt auch an Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz. So hat sich die Sparquote fünf Quartale hintereinander erhöht und lag zuletzt mit 11,3 % knapp einen halben Prozentpunkt über ihrem langfristigen Niveau.“

Den Arbeitsmarkt sehen die Institute weiter robust. Im Rahmen der schleppenden Erholung erwarten die Institute, dass die Arbeitslosenquote im laufenden und auch im kommenden Jahr bei 6,0 % liegen wird, bevor sie im Jahr 2026 auf 5,7 % zurückgeht.

Die Finanzierungsbedingungen sind angesichts der aktuellen Geldpolitik immer noch straff. Allerdings zeichnet sich eine allmähliche Entspannung ab. Die Zinsen für Unternehmenskredite und Wohnungsbaukredite lagen im Juli mit 5,0 % bzw. 3,9 % um rund 0,3 Prozentpunkte niedriger als noch im vierten Quartal 2023. Die in der Umfrage zum Kreditgeschäft teilnehmenden Banken berichten, dass die Nachfrage nach Wohnbaukrediten im ersten Halbjahr angestiegen ist. So nimmt die Neukreditvergabe für Immobilienkredite nach dem Einbruch in den vergangenen beiden Jahren zuletzt wieder zu, wenn auch auf drastisch geringerem Niveau.

Entwicklung der Bauinvestitionen

Die Institute verweisen auf eine anhaltend niedrige Geräteauslastung im Bauhauptgewerbe. Nach den Daten des Ifo-Institutes lag diese im Hochbau im August 2024 noch bei 66 %, im Vorjahr lag sie noch bei 73 %, in 2022 bei über 80 %. Bremsend auf die Nachfrage im Hochbau wirkten vor allen Dingen die hohen Baupreise und schwierigen Finanzierungsbedingungen.

Die Institute sehen die Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe fortgesetzt zweiteilig. Im Tiefbau sei ein hohes Niveau der Order zu beobachten, dagegen bleibe die Lage im Wohnungsbau angespannt. „Dementsprechend liegt die Auftragsreichweite im Wohnbau mit einem Wert von knapp über drei Monaten so niedrig wie zuletzt Anfang des Jahres 2016.“

Die Institute erwarten für den Mietwohnungsbau aus den Sonderabschreibungen (Wachstumschancengesetz) neue Impulse für den Prognosezeitraum. Im Tiefbau wird dem Ausbau und der Instandhaltung der Strom-, Schienen- und Straßennetze eine stützende Rolle zuerkannt. Dämpfend werde dagegen die knappe Kassenlage vieler Kommunen wirken.

Insgesamt erwarten die Institute für die Bauwirtschaft eine verhaltene Entwicklung. Die Bauinvestitionen dürften in diesem Jahr um 3,6 % abnehmen. Im kommenden Jahr werden sie dann, bestimmt vom weiterhin schwachen Wohnungsbau, um etwa 0,3 % zurückgehen, bevor sie im Jahr 2026 mit einem Plus von 2,7 % wieder merklicher steigen, siehe Tabelle.

Die Baupreisentwicklung sehen die Institute nach der Abschwächung zum Ende des Jahres 2023 wieder im Anstieg begriffen. Für 2024 wird mit einer Preisentwicklung um knapp 3 % gerechnet, für die kommenden beiden Jahre mit 1,3 % und 1,6 %. (Treiber dieser Entwicklung sind offensichtlich die Ausbauarbeiten. So liegt die Entwicklung der Preise im Bauhauptgewerbe im ersten Halbjahr 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum bei +1,2 %.)

Reale Bauinvestitionen 
2023 2022 2023 2024 2025 2026
Anteile in % Veränderung ggü. dem Vorjahr in %, preisbereinigt
Wohnungsbau 61,6 -4,3 -4,1 -4,8 -1,2 2,7
Nichtwohnungsbau 38,4 -3,3 -2,3 -1,6 0,9 2,8
Gewerblicher Bau 24,0 -2,4 -4,1 -3,0 1,3 3,4
Öffentlicher Bau 14,4 -4,8 0,8 0,7 0,3 1,9
Bauinvestitionen 100,0 -3,9 -3,4 -3,6 -0,3 2,7
Quelle: Statistisches Bundesamt 2024 bis 2026: Prognose der Institute

Die komplette Studie mit dem Titel „Deutsche Wirtschaft im Umbruch – Konjunktur und Wachstum schwach“ finden Sie hier:

Dateityp

Ihr Ansprechpartner

Markus Geiser

Betriebswirtschaft

Telefon: 069 / 958 09-170
E-Mail: geiser@bgvht.de

Ähnliche Beiträge

30.09.2024
Ausbildung

Freude bei der hessischen Bauhandwerksmeisterschaft

In der vergangenen Woche fand auf dem Gelände der EBL Frankfurt die mit Spannung erwartete Meisterschaft des hessischen …
30.09.2024
Digitalisierung

Einladung zur Veranstaltung „Hightech fürs Handwerk“ in Kassel

Im Rahmen des Projektes „DigiGuides“ findet eine besondere Veranstaltung statt, die Hightech und Handwerk näher zusammenbringt. Woraus Sie …
27.09.2024
Pressemitteilungen

Gemeinsame Pressemitteilung: Bauwirtschaft als Konjunkturmotor

Handwerk und Baugewerbe warten auf Impulse Die Bauwirtschaft ist ein wesentlicher Konjunkturmotor und hat entscheidenden Einfluss auf die …
02.10.2024
Allgemein

Vorbereitungslehrgang für die Prüfung zum Geprüften Polier im Hochbau / Geprüften Polier im Tiefbau

Lehrgangsform: Vollzeit Inhalte: Gemäß der Verordnung zum anerkannten Fortbildungsabschluss Geprüfter Polier Teile I – III zzgl. AEVO /
01.10.2024
Allgemein

Personalsachbearbeiter- und Lohnbuchhalterseminare 2024 in Präsenz und online

Die diesjährigen Seminare für Personalsachbearbeiter und Lohnbuchhalter bieten Ihnen einen Überblick über die wesentlichen aktuellen Themenschwerpunkte aus den
17.09.2024
Allgemein

Vielfältiges Seminarangebot ab Oktober

Nach der Sommerpause bieten wir Ihnen über unsere Servicegesellschaft, die Bauunternehmensberatung Hessen-Thüringen GmbH, wieder ein vielfältiges Seminarangebot an.