Ein „Weiter-So“ darf es nicht mehr geben
Viel zu lange wurde der alarmierende Zustand der deutschen Schieneninfrastruktur, allen voran der Zustand der Bahnbrücken, ignoriert. Mittlerweile kann nicht länger über die dramatischen Auswirkungen des Investitionsstaus, der sich in Überlastungen, überproportional häufigen Ausfällen und steigenden Kosten für die Nutzer widerspiegelt, hinweggetäuscht werden. Der Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen e. V. (VbU Hessen) fordert daher eine umfassende Brückenbauinitiative, um die Schieneninfrastruktur zukunftsfähig zu machen.
„Unsere Infrastruktur ist das Fundament, auf dem unser wirtschaftliches Wachstum aufbaut. Es ist kaum nachvollziehbar, warum jährlich erneut um ausreichend Investitionsmittel für die Verkehrswege gekämpft werden muss. Denn diese sind vor allem für ein wichtiges Transitland wie Hessen ein essentieller Faktor, um die täglichen Herausforderungen im Personen- und Güterverkehr verlässlich und effizient zu bewerkstelligen,“ kommentiert Verbandspräsident Thomas Reimann die politischen Versäumnisse.
Laut ihm braucht es dringend Investitionen, um das Sicherheitsrisiko, das mit maroden Bauwerken einhergeht, zu verringern. „Wir müssen außerdem sicherstellen, dass Deutschland wirtschaftlich konkurrenzfähig bleibt, denn unsere Infrastruktur wird schon lange nicht mehr unseren gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht,“ so Thomas Reimann weiter.
Dazu müssen jetzt die Weichen gestellt werden – die bisherigen Mittel der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung III, reichen lange nicht aus. Jörg Gnauert, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Himmel u. Papesch, die an vielen Bahnbauprojekten beteiligt ist, schätzt die Situation folgendermaßen ein: „Die desolate Lage unserer Bahnbrücken, deren Durchschnittsalter bei etwa 76 Jahren liegt, erfordert unverzüglich eine umfassende Brückenbauinitiative. Im Jahr 2022 wurden bundesweit lediglich 76 Brücken erneuert, und die geplante Erneuerung von 1.200 Brücken über 10 Jahre, die in der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung III festgeschrieben ist, bedeutet eine unzureichende Erneuerungsquote von nur etwa 0,5 % pro Jahr.“
Der Verband fordert eine Erhöhung der Investitionsmittel sowie eine Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsprozesse, die Teil einer langfristigen Investitionsstrategie sein sollten, um die Instandhaltung und Erneuerung effizient zu koordinieren. Die Generalsanierung der Riedbahn ist hierbei ein erster Schritt, weitere Korridorsanierungen werden folgen.
Ein klarer Fokus muss jedoch neben den Korridorsanierungen auf der Erneuerung der Eisenbahnbrücken liegen. Das Ziel muss es sein, mindestens 250 Brücken pro Jahr zu erneuern, um ein weiteres Altern des Brückenbestandes zu verhindern.
„Die derzeitige Planung und Ausschreibung reicht nicht aus, um die nötigen Kapazitäten aufrechtzuerhalten oder sogar auszubauen. Ein nachhaltiger Planungs- und Ausschreibungshochlauf ist längst überfällig. Andernfalls werden die verschobenen Investitionen künftige Generationen belasten. Denn Brückenerneuerungen, die jetzt nicht angegangen werden, werden in Zukunft unsere Mobilität erheblich einschränken,“ so Jörg Gnauert abschließend.
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