Handwerkskammern und Baugewerbeverband warnen vor Stillstand der Bautätigkeit
Materialpreissteigerungen und Lieferengpässe begleiten die hessische Bauwirtschaft bereits seit der Corona-Pandemie. Trotz dieser Belastungen konnte die Bautätigkeit ohne große Einschränkungen über die Krise hinweg konstant aufrechterhalten werden. Doch durch den Ukraine-Krieg haben diese Probleme, gepaart mit der drohenden Gasknappheit, eine neue Dimension erreicht. Die Anwesenden der gemeinsamen Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern und des Verbands baugewerblicher Unternehmer Hessen e.V. sind sich in der Einschätzung der Situation einig.
Im gemeinsamen Austausch unter der Leitung von Präsidentin Susanne Haus von der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern und Präsident Frank Dittmar vom hessischen Baugewerbeverband wurde deutlich, vor welchen Problemen die hessische Bauwirtschaft aktuell steht.
„Das Ende der Corona-Auflagen bringt für unsere Betriebe leider keine Entlastung“, so Frank Dittmar, der von den Auswirkungen der Gasknappheit auf die Wertschöpfungskette der Bauwirtschaft berichtet. Viele Aufträge können aktuell nicht mehr kostendeckend durchgeführt werden.
Durch die Sparvorgaben bzw. die drohende Abschaltung von Industrieunternehmen würden auch viele Baustoffhersteller gezwungen werden ihre Produktion anzuhalten. Viele Hersteller beschließen bereits jetzt, um Gas und Kosten zu sparen, die Produktion herunterzufahren. Sollte den Baufirmen das Baumaterial ausgehen, wären diese gezwungen, Baustellen vorläufig zu schließen. In diesem Zusammenhang wäre Kurzarbeit wieder möglich.
„Dass nun wieder Kurzarbeit im Raum steht, obwohl Bauleistungen weiter gefragt sind und noch zahlreiche Aufträge abzuarbeiten sind, ist absurd“, beurteilt Susanne Haus die Lage des Baugewerbes.
Auch die im nächsten Jahr bevorstehenden Landtagswahlen waren ein wichtiger Teil der gemeinsamen Sitzung. Über die Krise hinaus, so waren sich die Gesprächspartner einig, gibt es zahlreiche Problemfelder, die in der Landespolitik angegangen werden müssen. So will sich der Baugewerbeverband in Zukunft noch dringlicher für mehr Deponiekapazitäten in Hessen einsetzen sowie für den vermehrten Einsatz von Recyclingbaustoffen.
Weiterhin sollen auch der Investitionsstau und die Bürokratie angegangen werden. So könnten einige Planungsverfahren deutlich verkürzt werden, was das Erreichen baupolitischer Ziele vereinfachen würde.
Ein Teil des Treffens war wieder BIM, Building Information Modeling, gewidmet. Unter BIM versteht man die Digitalisierung der Bauprozesse von Bau bis hin zur Wartung. Während die Methode vor allem in den Bereichen Planung und Lehre schon etabliert ist, ist die Anwendung in mittelständischen Baubetrieben noch gering. Dies liegt vor allem an den hohen finanziellen und organisatorischen Kapazitäten die für die Implementierung dieser Prozesse nötig sind. Deshalb muss weiterhin dringend an einem transparenten und mittelstandsgerechten Zugang gearbeitet werden.
„Der Schwerpunkt der nächsten Zeit wird sein, BIM auf den Mittelstand auszuweiten. Dies soll durch weitere Öffentlichkeitsarbeit und geplante Informationsveranstaltungen erreicht werden“, so Susanne Haus.
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