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11.06.2025
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Ergebnisse der Frühjahrsumfrage: Verbesserte Beurteilung der Geschäftslage

Der Markt arrangiert sich offensichtlich mit dem Baupreis- und Zinsniveau. Ausgehend von einem niedrigen Nachfrageniveau im Hochbau verbessern sich die Beurteilung der Geschäftslage und Erwartungen insgesamt. Die Geschäftstätigkeit wurde vom Neubau zunehmend auf Bestandsarbeiten verlegt. Der Auftrags- und gleichzeitig Fachkräftemangel bleiben wichtigste Baubehinderungsgründe. Regulatorische Vorschriften und Dokumentationspflichten hemmen die unternehmerische Initiative.

An der Frühjahrskonjunkturumfrage, die die Landesverbände gemeinsam mit dem ZDB durchgeführt haben, haben insgesamt 1.350 Unternehmen teilgenommen, etwa so viele wie vor einem Jahr. Wir bedanken uns bei allem teilnehmenden Betreiben für ihre Zeit und ihre Einschätzung. Die Struktur der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen ist gegenüber dem Vorjahr sehr stabil, ein Vorjahresvergleich damit zulässig.

Gut die Hälfte der Unternehmen ist schwerpunktmäßig im Hochbau tätig, ca. 20 % im Hoch- und Tiefbau, gut 12 % nur im Tiefbau. Dem Ausbau rechnen sich ca. 17 % der Teilnehmer zu. Etwa zwei Drittel der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen haben weniger als 20 Beschäftigte, etwa ein Drittel haben 20 und mehr Beschäftigte. Die Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten sind damit gegenüber der Grundgesamtheit der Bauunternehmen im Bauhauptgewerbe in Deutschland etwas überrepräsentiert. Im Bauhauptgewerbe in Deutschland haben ca. 90 % der Betriebe weniger als 20 Beschäftigte.

Erkennbar verschoben haben sich seit 2022 die Geschäftsanteile von Arbeiten im Neubau zum Bestand. Waren im Frühjahr 2022 noch gut 46 % der teilnehmenden Unternehmen vorrangig im Neubau tätig, sind es jetzt nur noch 31 % der Unternehmen. Demgegenüber hat sich das Gewicht der Arbeiten im Bestand von gut 20 % auf 37 % fast verdoppelt. Knapp ein Drittel der Unternehmen ist nach wie vor sowohl im Neubau als auch im Bestand tätig.

Die Verschiebung zu den Arbeiten im Bestand ist ein deutliches Indiz für die eingebrochene Neubautätigkeit. Hintergrund ist insbesondere die Zinskostenentwicklung im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg Russlands, die insbesondere auf die Neubaunachfrage drückt. Die Investoren weichen zunehmend auf weniger expansive Bestandsmaßnahmen aus.

 

Beurteilung der Geschäftslage/Geschäftserwartungen und Auftragsbestände/Auftragsreichweiten/Geräteauslastung

Die derzeitige Geschäftslage insgesamt wird von 56 % der Unternehmen mit „Gut“ oder „Befriedigend“ eingestuft. Im Herbst 2024 war die Beurteilung der Geschäftslage offensichtlich auf dem Tiefpunkt angekommen. Gerade noch der Hälfte der Unternehmen bewertete die Geschäftslage mit „Gut“ oder „Befriedigend“. Im Frühjahr 2022 meldeten noch mehr als 82 % der Unternehmen eine gute oder befriedigende Geschäftslage.

Die Trendverbesserung resultiert aus einer verbesserten Lagebeurteilung im Wohnungsbau. Während im Vorjahr noch mehr als 60 % der Unternehmen hier eine schlechte Lage sahen, sind es aktuell weniger als die Hälfte der Unternehmen, die noch so votieren. Der Markt arrangiert sich hier offensichtlich mit dem Baupreis- und Zinsniveau. Gleichwohl überwiegen weiter die Schlechturteile die Guturteile deutlich.

Demgegenüber zeigt die Lagebeurteilung zum Wirtschaftshochbau kaum verbesserte Impulse. Die Nachfrageschwäche in der Industrie, z.B. im Maschinenbau, der Automobilindustrie und der Chemischen Industrie, schlägt auf die Investitionsbereitschaft in Wirtschaftsgebäude negativ durch.

Im sonstigen Tiefbau, der Tiefbauarbeiten außer den Straßenbau umfasst, bleibt der Saldo der Rückmeldungen zur Geschäftslage weiter nahezu ausgeglichen. Mit „gut“ stimmen bundesweit ca. 25 %, mit „schlecht“ ca. 27 % der Unternehmen. Knapp die Hälfe der hier tätigen Unternehmen beurteilt die Lage immerhin mit „befriedigend“. Hier sind die Projekte der Energie- und Infrastrukturentwicklung „tragend“. Im Straßenbau bewerten knapp 40 % der Unternehmen die Lage als „schlecht“, knapp zwei Drittel bewerten sie als „gut“ oder „befriedigend“.

Die Lagebeurteilung fällt im Ausbau am besten aus. Knapp 80 % der Unternehmen bewerten die Lage mit „gut“ oder zumindest „befriedigend“.

Bei den Erwartungen zur Geschäftsentwicklung ist in allen Bausparten eine Verbesserung zur vorjährigen Einschätzung ablesbar. Waren es im letzten Jahr insgesamt 40 % der Unternehmen, die eine schlechte Entwicklung antizipierten, sind es jetzt nur noch knapp ein Viertel der Unternehmen, die so votieren. Gleichwohl sind das immer noch doppelt so viele Unternehmen wie jene, die eine positive Erwartungshaltung haben.

Die Beurteilung der Auftragsbestände und Auftragsreichweiten stützt für sich genommen nicht die derart verbesserte Lage- und Erwartungshaltung. Die Auftragsbestände werden nur geringfügig besser bewertet als im Vorjahr. Bei den Auftragsreichweiten gab es nur im Wohnungsbau eine Verbesserung, hier natürlich ausgehend von einem niedrigen Niveau.

Die Geräteauslastung zeigt in allen Bausparten Luft nach oben. Im Ausbaubereich hält sie weiter unter 60 %, während sie im Hochbau auf ebenfalls niedrigem Niveau eine Stabilisierung auf 60 % zeigt. Einzig im Tiefbau wird weiter über eine Auslastung bei knapp zwei Dritteln berichtet. Die Unternehmen leiden in allen Sparten unter Auftragsmangel.

 

Umsatz-, Preis- und Kapazitätsentwicklung

Die im Vergleich zum Vorjahr verbesserten Beurteilungen zur Lage und Erwartungen spiegeln sich auch in der Prognose zur Umsatzentwicklung wider. Die Hälfte der meldenden Unternehmen rechnet mit einer stabilen oder sogar höheren Umsatzentwicklung. Vor einem Jahr votierte nur ein Drittel der Unternehmen so. Gleichwohl dominieren auch im Frühjahr 2025 die verringerten Umsatzerwartungen; (ca. 50 % der meldenden Unternehmen) gegenüber den Erwartungen zu einer Umsatzsteigerung; (ca. 15 % der meldenden Unternehmen). Per Saldo bestätigt dies die ZDB-Prognose aus dem Dezember 2024 zur Umsatzentwicklung in 2025. Dieses Bild gilt auch für alle Bausparten.

In den Jahren 2022 und 2023 kannte die Preisentwicklung im Einkauf nur eine Richtung – nach oben. Hintergrund waren die steigenden Energie- und Kreditkosten. Dieser Trend war im Jahresverlauf 2024 abgebrochen, die Einkaufspreise stagnierten auf hohem Niveau. Aktuell sehen zwei Drittel der Unternehmen nun wieder anziehende Preis im Einkaufsbereich und erwarten das auch für die kommenden Monate. Ob Holz, Beton oder erdölbasierte Produkte: mindestens 60 % der Unternehmen bewerten die diesbezüglichen Einkaufspreise jeweils als hoch. Hintergrund dürften die weiterhin hohen Energiekosten und die Lohnsteigerungen in vielen Industriebereichen sein. So meldet das Statistische Bundesamt für 2024 für Deutschland insgesamt einen Reallohnzuwachs von über drei Prozent, den höchsten je gemessenen Reallohnzuwachs.

Auffallend ist die Bewertung zur Preisentwicklung bei Entsorgungsleistungen. Hier sehen über 75 % der Unternehmen hohe oder sehr hohe Preise. Hohe Auflagen und begrenzte Ressourcen treiben hier offensichtlich die Preise.

Die Verfügbarkeit der Einkaufsprodukte ist wieder in hohem Maße gegeben.

Der Preisdruck auf der Einkaufsseite treibt nun auch wieder die Verkaufspreise für Bauleistungen an. Es gibt deutlich mehr Meldungen zur Erhöhung der Bauleistungspreise als zu deren Senkung.

Trotz der im laufenden Jahr erwarteten Umsatzeinbußen, wollen die Unternehmen ihre Kapazitäten halten oder eher ausbauen als senken. Gut 17 % der Unternehmen wollen wieder mehr Beschäftigte an Bord nehmen, knapp 13 % sehen sich veranlasst, die Zahl der Beschäftigten zu reduzieren. Per Saldo schlägt hier der positive Stimmungswandel durch. In Erwartung wieder anziehender Umsätze in den kommenden Jahren werden die Kapazitäten gehalten. Ein Beschäftigtenzuwachs wird vor allen Dingen im Tiefbau angestrebt. Hier war die Nachfrage in den letzten Jahren schon hoch.

Auch die Ausbildungsbereitschaft hat erkennbar zugelegt: Etwa doppelt so viele Unternehmen wollen die Zahl der Lehrlinge erhöhen (gut 25 %), gegenüber denjenigen, die sie verringern wollen. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze bleibt mit fast 50 % der Rückmeldungen sehr hoch.

Die derzeit geringe Kapazitätsauslastung drückt weiter auf die Investitionsbereitschaft in Maschinen und Geräte. Nur 12 % der Unternehmen wollen hier ihre Investitionsbudgets aufstocken, ein Drittel der Unternehmen sieht sich veranlasst, hier zu kürzen. Etwa 54 % der Unternehmen will seine Budgets zumindest halten.

Bemerkenswert bleibt, dass die Unternehmen ihre Investitionen in die Digitalisierung per Saldo eher erhöhen als senken. Gut die Hälfte der Unternehmen will ihre Budgets in die Digitalisierung halten, etwa ein Viertel der Unternehmen will die Budgets erhöhen, etwa ein Fünftel will sie senken. Angesichts erforderlicher Effizienzsteigerungen in den Unternehmen bleibt es notwendig, bei der Digitalisierung zuzulegen.

 

Baubehinderungsgründe

Unter den rückgemeldeten Baubehinderungsgründen halten fehlende Aufträge und gleichzeitig ein Arbeitskräftemangel mit jeweils über 50 % der Rückmeldungen die Spitzenplätze. Verzögerungen bei Genehmigungsverfahren kommen auf Platz drei und haben dabei gegenüber dem Vorjahr um 5-Prozentpunkte auf 45 % der Rückmeldungen zugelegt. Zudem wird weiter ein hoher Krankenstand beklagt; ca.32 % der Rückmeldungen.

 

Sonderfragen

Angesichts der nachhaltigen Auftragsschwäche, insbesondere im Hochbau, waren Sonderfragen weiter auf die Perspektiven zur Beschäftigtenentwicklung ausgerichtet. Dazu wurde nach der Antragstellung zur Kurzarbeit und betriebsbedingten Kündigungen gefragt.

Kurzarbeit haben bisher nur ca. 14 % der Unternehmen beantragt, nur 16 % sehen dem noch entgegen. Im Vorjahr haben hier noch mehr als ein Fünftel der Unternehmen entsprechende Meldungen gemacht. Betriebsbedingte Kündigungen haben wegen der nachhaltigen Auftragsschwäche bisher sieben Prozent der Unternehmen ausgesprochen. Nur im gleichen Ausmaß wird dies noch erwartet. Das sind halb so viele Unternehmen, die gleiches im Vorjahr gemeldet haben.

Insgesamt bleibt die Unsicherheit über zu ergreifende Personalmaßnahmen aber hoch. Jeweils mehr als ein Drittel der Unternehmen kann noch nicht absehen, ob Kurzarbeit beantragt wird bzw. Kündigungen ausgesprochen werden.

Es wurde auch nach der Erwartungshaltung zur Verbesserung der Auftragslage durch das geplante Sondervermögen über 500 Mrd. Euro gefragt. Ein Drittel der Unternehmen hofft hier auf einen entsprechenden Impuls, ein Drittel erwartet dies nicht und ein Drittel kann das noch nicht beurteilen. Es braucht hier dringt noch vor der Sommerpause des Bundestages Klarheit über die Verwendung der Mittel aus dem Sondervermögen. Zudem müssen die Investitionslinien zur Infrastruktur in den Haushaltsaufstellungen 2025/2026 schnell erkennbar sein.

Die Unternehmen waren schließlich gebeten, bürokratische Hürden zu nennen, die sie im Alltag der Bautätigkeit behindern. Hierzu gab es über 800 Rückmeldungen! Die Analyse der Rückmeldungen zeigt deutlich, dass Unternehmer insbesondere unter dem hohen Aufwand für Dokumentations- und Genehmigungsprozesse sowie der allgemeinen Regelungsdichte leiden. Auch Interaktionen mit Behörden und die Erfüllung von Statistikpflichten stellen wesentliche Hürden dar.

Die häufigsten Nennungen entfallen auf die Kategorien „Dokumentations-, Nachweis- und Berichtspflichten“ (23,1 %) und „Genehmigungsverfahren und Anträge“ (22,4 %). Die „Regulatorische Komplexität und Vorschriftenflut“ wird mit 9,9 % als drittstärkste Belastung genannt, was auf eine generelle Überforderung durch die Menge und Unübersichtlichkeit von Regelwerken hindeutet. Mit 8,1 % stellen „Statistik- und Meldepflichten“ eine zeitliche und administrative Belastung dar. Probleme im Umgang mit Behörden und der Verwaltung (z.B. lange Bearbeitungszeiten, Erreichbarkeit, Kompetenz) werden ebenfalls häufig genannt (7,7 %). Auch die Anforderungen im Bereich Arbeitsschutz/BG (5,6%), Entsorgung/Umwelt (4,5 %) sowie Digitalisierungshürden (4,1 %) und Datenschutz (3,5 %) werden als spürbare Belastungen wahrgenommen.

Die Ergebnisse in der Übersicht: Konjunkturumfrage Frühjahr 2025

 

Ihr Ansprechpartner

Markus Geiser

Betriebswirtschaft

Telefon: 069 / 958 09-170
E-Mail: geiser@bgvht.de

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