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22.08.2023
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Mexikanische Fachkräfte für das Baugewerbe – Projekt Comex-Bau der BA

Wenn auch kurzfristig aufgrund der Entwicklung im Wohnungsbau viele Unternehmen über Kurzarbeit und Entlassungen nachdenken, haben Unternehmen aus anderen Teilbereichen des Baugewerbes nach wie vor Probleme, den Arbeits- und Fachkräftebedarf zu decken. Mittel- und langfristig ist die Baubranche für die Personalrekrutierung auch auf die Zuwanderung von Arbeitnehmern aus Drittstaaten angewiesen.

Umso wichtiger ist es, neben der Nutzung der Westbalkan-Regelung vor dem Hintergrund des überarbeiteten Fachkräfteeinwanderungsgesetzes nun auch Erfahrungen mit der Öffnung von Zuwanderungskanälen aus anderen Ländern zu machen . Hierzu haben die Bundesagentur für Arbeit (BA) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) am 18. August 2023 dem ZDB  sehr interessante und für Bau-Unternehmen attraktive Projekte vorgestellt:

Projekt Comex-Bau der BA

Die BA bietet ein speziell auf das Baugewebe zugeschnittenes Programm an, das die Anwerbung von Fachkräften für das Baugewerbe aus Mexiko erleichtert. Hierzu hat die BA bereits eine Kooperationsvereinbarung mit der mexikanischen Arbeitsverwaltung abgeschlossen, die durch einfachere administrative Abläufe für die Bauunternehmen interessant ist.

Wichtig ist dabei, dass bereits drei Abschlüsse mexikanischer Bauausbildungsberufe geprüft wurden, die nach Feststellung der für Mexiko zuständigen Handwerkskammer Koblenz hier in Deutschland teilanerkennungsfähig sind und damit eine wichtige Hürde für die Einreise nach Deutschland überspringen. Es gibt dazu vielfältige Referenzberufe in Deutschland (u. a. Asphaltbauer, Baugeräteführer, Betonfertigteilbauer, Bodenleger, Fassadenmonteur, Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer, Kanalbauer, Rohrleitungsbauer, Spezialtiefbauer, Tiefbaufacharbeiter, Trockenbaumonteure). Dies bedeutet, dass eine Einreise nach § 16d Abs. 4 Aufenthaltsgesetz erfolgen könnte, das weitere Anerkennungsverfahren also nicht in Mexiko, sondern in Deutschland durchgeführt werden könnte. Zur Einreise ist zwar zusätzlich der Nachweis von Deutschkenntnissen erforderlich (A2-Zertifikat). Im Rahmen des Projektes wird jedoch der dazu erforderliche, in Mexiko beim Goethe-Institut zu absolvierende Deutschkurs vollständig gefördert, so dass für die Unternehmen diesbezüglich ein großer Kostenblock entfällt und sie nicht das finanzielle Risiko tragen, dass ein Kandidat an der Deutsch-Prüfung scheitert.

Aus Erfahrung mit vorherigen Projekten empfiehlt die BA, dass Kandidaten ausgewählt werden, die über die mexikanische Ausbildung hinaus über eine mindestens zweijährige Berufserfahrung verfügen. Bei einer späteren Beschäftigung in Deutschland sollte eine Vergütung nach Tariflohn erfolgen. Die Kandidatenauswahl kann online (per Videokonferenz) oder auch vor Ort (wenn das Unternehmen nach Mexiko anreist) erfolgen. Der zeitliche Vorlauf zwischen Rekrutierung und Anreise nach Deutschland beträgt etwa sechs Monate, weil in dieser Zeit der Sprachkurs absolviert wird. Der Zeitraum für die Vollanerkennung in Deutschland beträgt weitere zwölf Monate.

Die Unternehmen werden bei der Personalsuche in Mexiko durch die zentrale Auslandsvermittlung (ZAV) der BA unterstützt und begleitet, die auch die Koordination von Botschaftsterminen und den Ämtern für Migration und Zuwanderung vornimmt. Der Arbeitgeberservice in Deutschland unterstützt die Bauunternehmen vor und nach der Einreise der Kandidaten und berät die Unternehmen auch zu weiteren Fördermöglichkeiten nach dem Qualitätschancengesetz (QCG).

Daraus ergibt sich für die Unternehmen folgende Kostenkonstellation:

Im Ausland (pro Teilnehmer)

Sprachkurskosten Goethe-Institut (Vollzeitkurs) = keine Kosten
Sicherung des Lebensunterhalts während des Sprachkurses für 6 Monate zu je 350 € = 2.100 €
Übersetzung Sprachdiplom in Deutsch = 100 € (ca.)
Visumgebühr = 75 €
Verwaltungspauschale = 400 €
Reisekosten = 1.000 € (ca.)
Gesamt = 3.700 € (ca.)

In Deutschland

Unterkunftskosten täglicher Bedarf direkt nach Einreise (u. U. Abschlag vom Gehalt) = Arbeitgeber/Arbeitnehmer
Sprachkurs A2 bis B1 (wichtig für soziale Integration, nicht vorgeschrieben) = empfehlenswert für Arbeitgeber
berufsbezogener Sprachkurs B1 bis B2 =DeuFöv-gefördert oder Arbeitgeber
Antragskosten / Anerkennungskosten = 300 € (entfällt u. U. noch)
Übersetzungskosten Anerkennungsverfahren (Abschlüsse, Zeugnisse) = individuell (entfällt u. U. noch)
Anpassungsqualifizierung (schulisch, betrieblich oder überbetrieblich) = ggf. Förderung über QCG
Nachweis Sicherung des Lebensunterhaltes = ortsüblicher Lohn oder Tariflohn

Die Teilnahmebedingungen an dem Projekt können wie folgt zusammengefasst werden:

  • konkretes Interesse und Zahlungsbereitschaft von etwa 4.000 € im gesamten Verfahren plus Bereitschaft zur Zahlung eines ortüblichen Lohns /Tariflohns als Fachkraft bei der späteren Beschäftigung
  • Auswahl der Bewerber vor Ort oder online gemeinsam mit der ZAV
  • Übernahme der oben dargestellten Kosten
  • Beitrag zur sozialen Integration in Deutschland (Willkommenskultur, Kümmererstruktur)
  • evtl. Kostenübernahme für weitere Deutschkurse in Deutschland
  • Bereitstellung von Wohnraum zur Miete
  • Abschluss eines Dienstleistungsvertrages mit dem Goethe-Institut Mexiko (keine Kostenübernahme für den Spachkurs erforderlich)
  • Möglichkeit zur Bildung einer Sprachschulklasse im Arbeitgeberverbund

Der Vorteil des Projektes besteht darin, dass das Kostenrisiko bei einer gescheiterten Anwerbung durch die Förderung des Sprachkurses in Mexiko sehr gering ist und nach einer Einreise in Deutschland für weitere Maßnahmen viele Fördermöglichkeiten offen stehen. Für die Vermittlung selber ist keine Vermittlungsgebühr zu zahlen. Durch die Zusammenarbeit deutscher und mexikanischer Behörden erfolgt eine Gewinnung von Fachkräften auf der Basis einer von beiden Staaten unterstützten fairen Migration bei einer engen Betreuung und Beratung durch die ZAV der BA in Mexiko und den Arbeitgeberservice der BA in Deutschland. Arbeitgeber haben auch die Möglichkeit, sich vor Ort in Mexiko dortige Ausbildungseinrichtungen anzuschauen.

Das Projekt soll sehr zeitnah starten. Die BA benötigt Rückmeldungen von interessierten Unternehmen sehr schnell, optimal bis zum 31. August 2023. Es wird dann eine Informationsveranstaltung durch die BA angeboten, und es erfolgt eine Arbeitgeberregistrierung und Stellenangebotsregistrierung bei der mexikanischen Arbeitsverwaltung mit Unterstützung der ZAV.  Interessierte Unternehmen und Verbände können sich direkt beim Team Nord-/Mittelamerika Lateinamerika der BA, Zentrale Auslandsvermittlung (ZAV) unter dem Betreff „COMEX-BAU 1.0) bei der Mailadresse zav.lateinamerika@arbeitsagentur.de melden.

Die wesentlichen Informationen sind in der Präsentation (vgl. Anlage) noch einmal zusammengefasst.

Habizu Folgeprojekt des ZDH

Der ZDH hatte im Zeitraum 2020 bis 2023 im Rahmen eines Modellprojektes Habizu aus dem Partnerland Bosnien-Herzegowina begleitet durch die BA, sequa und der Arbeitsagentur aus Bosnien Herzegowina ARZ etwa 40 Fachkräfte für drei Gewerke (Elektro, Metallbau, SHK) rekrutiert. Die Förderung erfolgte durch das Bundeswirtschaftsministerium, ergänzt durch einen Teilnahmebetrag der Handwerksbetriebe in Höhe von 2.500 € pro vermitteltem Arbeitnehmer. Geplant ist nun ein Folgeprojekt, das im Zeitraum Frühjahr 2024 bis Ende 2027 in den Partnerländer Indien, Philippinen und Mexiko stattfinden soll, um dort die Chancen des novellierten Fachkräfteeinwanderungsgesetzes zu erproben und skalierbare Abläufe und Strukturen sowie IT-gestütze Kompetenzchecks aufzubauen. Der Fokus liegt dabei auf Arbeits- und Fachkräften, die in Zusammenhang mit der Dekarbonisierungsstrategie Deutschlands wichtig sind. Dies betrifft das Baugewerbe sowohl im Bereich Neubau wie auch im Bereich energetische Sanierung. Eine Förderzusage durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschuzu steht noch aus.

Wir bitten interessierte Firmen und Verbände, sich an den ZDB zu wenden (joeris@zdb.de) zu wenden; sie vermitteln dann gerne den Kontakt zu dem beim ZDH für das Projekt zuständigen Mitarbeiter.

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Ihr Ansprechpartner

Andreas Demand

Aus- und Weiterbildung

Telefon: 069 / 958 09-110
E-Mail: demand@bgvht.de

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