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18.04.2023
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Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2023

In der Herbst-Gemeinschaftsdiagnose 2022 der Forschungsinstitute waren die Bauinvestitionen für 2023 mit real -2,0 % und in 2024 mit +2,3 % prognostiziert worden. Die Institute passen die Prognose für die Entwicklung der Bauinvestitionen jetzt für 2023 auf -4,9 % und für 2024 auf -1,2 % an. Während die Bauinvestitionen in den Jahren 2016 bis 2020 regelmäßig gestiegen sind und in 2021 das Niveau noch halten konnten, fallen sie nun in den Jahren 2022 bis 2024 deutlich ab.

Das Baugewerbe wird die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes mit realen Wertschöpfungsraten von -2,9 % in 2022, -4,0 % in 2023 und -0,8 % bremsen. Das Bruttoinlandsprodukt wird mit realen Wachstumsraten von +0,3 % in 2023 und +1,5 % in 2024 erwartet. (Unter Berücksichtigung des Gewichtes des Baugewerbes an der gesamten Wertschöpfung liegt die Bremswirkung der Bauwirtschaft auf das BIP bei -0,6 Prozentpunkten in 2023 und -0,1 Prozentpunkt in 2024.)

Für die kommenden Quartale zeichnen die Institute bei der Konjunkturentwicklung in der Bauwirtschaft ein düsteres Bild: „Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe sind im Januar nochmals deutlich gesunken und lagen rund 20 % unter ihrem Vorjahresniveau.“ Dabei ist vom Wohnungsbau als Konjunkturmotor keine Rede mehr: „Im Wohnungsbau war der Rückgang (der Order) mit rund 35 % sogar noch deutlich ausgeprägter. So niedrige Niveaus der Auftragseingänge waren zuletzt im Jahr 2015 verzeichnet worden. Entsprechend geht der Auftragsbestand bereits seit Anfang 2022 kontinuierlich zurück. Ebenso sind die Baugenehmigungen seit dem vergangenen Sommer rückläufig. Ursächlich für die schwache Entwicklung sind die stark gestiegenen Zinsen, die die Nachfrage nach Immobilienkrediten einbrechen ließen.“

Die Institute gehen davon aus, dass sich die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und private Haushalte im Prognosezeitraum weiter verschlechtern. „Die Umlaufsrendite deutscher Staatsanleihen dürfte bis zum Sommer 2023 weiter steigen und bis zum Ende des Prognosezeitraums auf einem Niveau von etwa 3 % verharren. Die Renditen von Unternehmensanleihen und die Kreditzinsen dürften diesem Muster folgen. Zusätzlich kontraktiv werden die verschärften Kreditvergabebedingungen der Banken wirken. Weniger solvente Unternehmen und Haushalte müssen zukünftig mit einer deutlich eingeschränkten Kreditvergabe rechnen.“

Der Einbruch der Order im Wohnungsbau und der Kreditnachfrage verlaufen am aktuellen Rand deckungsgleich, siehe Abbildung 2.13 Wohnungsbau: Neukreditvolumen und Auftragseingänge, Seite 53.

Die hohen Finanzierungskosten und anhaltend hohen Preise für Bauleistungen werden, nach Einschätzung der Institute, die Nachfrage insbesondere nach Wohnungsbauten in den kommenden Quartalen dämpfen. (Die Preisentwicklung bei Bauinvestitionen wird nach +15,9 % in 2022 mit +7,4 % in 2023 und +3 % in 2024 prognostiziert.) Von den Förderprogrammen der Bundesregierung für Neubauten erwarten die Institute kaum Impulse: „Die vom Bund bereitgestellten Förderprogramme für Neubauten dürften aufgrund ihrer hohen energetischen Anforderungen sowie ihres vergleichsweise geringen Umfangs keine größere Wirkung entfalten.“

Der weiterhin recht hohe Auftragsbestand wird nach Einschätzung der Institute den Nachfrageeinbruch im Wohnungsbau etwas abfedern. Ebenso würden Maßnahmen zur energetischen Sanierung in geringem Umfang hier stützend wirken. Die Wohnungsbauinvestitionen werden in 2023 bei real -6,7 % und in 2024 bei -2,4 % veranschlagt.

Den Wirtschaftsbau sehen die Institute sowohl bei der Geschäftslage als auch den Erwartungen aufwärtsgerichtet. Der Auftragsbestand sei weiterhin hoch. Auch die Baugenehmigungen entwickelten sich gut. Obwohl der Wirtschaftsbau weniger sensibel auf Zinsveränderungen als der Wohnungsbau reagiert, werde aber auch hier das Zinsumfeld im weiteren Prognosezeitraum voraussichtlich dämpfend wirken. Die Investitionen im Wirtschaftsbau werden in 2023 bei real -1,3 % und in 2024 bei -0,2 % veranschlagt.

Zur Auftragslage bei der öffentlichen Hand verweisen die Institute auf die zuletzt drastisch, gegenüber den Vorjahresmonaten, geringer ausgefallenen Straßenbauaufträge (Dez 2022 -27,4 %, Jan 2023 -24,3 %). Allerdings sehen die Institute hier, wohl wegen dem Wettbewerb um Aufträge, weniger stark steigende Baupreise. Perspektivisch würden damit insgesamt wieder mehr staatliche Baumaßnahmen beauftragt. Die Investitionen im öffentlichen Bau werden in 2023 bei real -4,2 % und in 2024 bei +2,6 % veranschlagt.

Alles in allem gehen die Institute von einem Rückgang der Bauinvestitionen in diesem Jahr um 4,9 % sowie um 1,2 % im Jahr 2024 aus, siehe Tabelle 2.13 Bauinvestitionen, Seite 54.

Anhang

Gemeinschaftsdiagnose #1-2023 „Inflation im Kern hoch – Angebotskräfte jetzt stärken“

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Ihre Ansprechpartnerin:

Lena Brucato

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Telefon: 069 / 9 58 09-222
E-Mail: brucato@bgvht.de

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