Für das Bauhauptgewerbe wichtige Baustoffe halten in der Betrachtung seit 2010 weiter ein historisch hohes Niveau.
Infolge der Corona-Pandemie wurden in 2020 Kapazitäten zur Herstellung für auch global gehandelte Baustoffe (z.B. Baustahl, erdölbasierte Produkte der Bauchemie, elektronische Bauteile) zunächst heruntergefahren. Mit dem weltweiten Anspringen der Konjunktur im vierten Quartal 2020 gelang es weltweit nicht, synchron die Kapazitäten auch für Baumaterialien wieder hochzufahren. Hinzu traten Verengungen im Logistikbereich. Folge der Entwicklungen waren unterbrochene Lieferketten und deutlich steigende Einkaufspreise für Material im Zeitverlauf 2021. So stiegen die Erzeugerpreisindizes in 2021 gegenüber 2020 durchschnittlich, bei Betonstahl um 53 %, bei erdölbasierten Kunststoffen (Rohre, Dämmmaterial) um 20 % bis 30 %, bei Bitumen um 36 % und bei Bauholz um über 60 %.
Die im Frühjahr 2022 anlaufende Wiederingangsetzung der Lieferketten wurde je durch den Ukraine-Krieg und die daraufhin durch die EU erfolgten Sanktionen unterbrochen. Steigende/hohe Preise für Gas und Energie treiben die Preisentwicklung gerade energieintensiver Produkte seither an. Die Verfügbarkeit von Baumaterial ist wieder weitgehend gegeben. Lieferschwierigkeiten werden teilweise noch zu elektronischen Bauteilen und zu Produkten der Gebäudeausrüstung, insbesondere solchen die der Förderung zur Energiewende unterliegen, wie Wärmepumpen, gemeldet.
Die Entwicklung der Erzeugerpreisindizes verläuft in 2023 für Produktgruppen, die gerade im Bauhauptgewerbe genutzt werden, unterschiedlich:
- Der Preisindex für Bau- und Schnittholz hat seit Mitte 2022 einen kontinuierlichen Rückgang erfahren. Die Indizes liegen zwischen 130 bis 140 (2015 =100) und damit noch um ca. 30 bis 40 Indexpunkte über dem Niveau des Jahres 2020. Der Rückgang der Indizes fiel zuletzt schwächer aus, insgesamt deutet sich jetzt eine Seitwärtsbewegung an.
- Ein ähnliches Verlaufsmuster zeigen die Preisindizes für Metalle, hier Nichteisenmetalle und Betonstahl. Diese seit jeher global gehandelten Produkte gehen seit Anfang des Jahres in einen Seitwärtstrend. Der Preis für eine Tonne Betonstahl liegt wieder unter 1.000 Euro und hat sich damit zu den exorbitanten Preisen von Mitte 2022 fast halbiert. Zum Ausgangsniveau von 2020 fehlen allerdings immer noch etwa 60 Indexpunkte.
- Die Erzeugerpreisindizes für Erdölprodukte zeigen seit Jahresbeginn ein neues Phänomen. Während die Preise für Dieselkraftstoffe zum Jahresbeginn nachgaben und jetzt stagnieren, läuft der Trend bei Bitumen und Asphaltmischgut dem entgegen. Bei Bitumen dürfte sich der Ausfall der Kapazität im PCK Schwedt infolge des zu Jahresbeginn scharf geschalteten Stopp des Erdölimportes aus Russland preistreibend niederschlagen. Asphaltmischgut geht diesen Trend, wenn auch abgeflacht, mit.
- Kunststoffe halten seit Mitte des Vorjahres ihr historisch hohes Niveau und zeigen wenig Abwärtstrend. Dieser könnte sich in den nächsten Monaten etwas dynamisieren, wenn Energiepreiszuschläge entfallen. Auch die tendenziell nachlassende Baunachfrage erzeugt Preisdruck bei den Herstellern.
- Aufwärts gerichtet bleibt die Preisentwicklung bei den mineralischen Baustoffen. Ob Ziegel, Zement oder Vliese, diese Produkte sind energieintensiv in der Herstellung. Die Preissteigerungsraten flachten in den letzten Monaten sukzessive ab, die Raten bleiben gegenüber den Vorjahresmonaten mit +15 % bis +30 % aber hoch.
Auch wenn die Erzeugerpreisindizes nicht die Preise im Handel wiedergeben, so geben sie doch im Zeitverlauf einen Trend wider. (Im Übrigen bilden sie die Basis für die Anwendung der Stoffpreisgleitklausel.)
Die anhaltend hohen Preise im Einkauf halten auch die Preisentwicklung für Bauleistungen hoch. Insgesamt stiegen die Baupreise kumulativ seit Jahresbeginn 2023 gegenüber dem Vorjahr um knapp 16 %. Auch wenn damit der Drive gegenüber 2022 ein wenig nachgibt, bleibt das Preisniveau für Bauleistungen hoch und drückt auf die Nachfrage.
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